Lebensabschnitt

Woher kommt der Ausdruck “mit Kind und Kegel” ?

Mit Kind und Kegel ist eine stehende Redewendung, die so viel bedeutet wie „mit der gesamten Verwandtschaft“ oder „mit Kindern, Haustieren und Gepäck“. Wenn jemand „mit Kind und Kegel“ reist, so ist der Ausdruck scherzhaft zu verstehen und derjenige hat die gesamte Familie dabei. Als Stilfigur in Linguistik und Rhetorik stellt Kind und Kegel ein alliteratives Hendiadyoin dar. Eine ähnliche Redewendung ist „mit Sack und Pack“. Sack und Pack bezieht sich allerdings nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.[2]
Der genaue Inhalt dieser Redewendung ist seit dem Mittelalter überwiegend in Vergessenheit geraten, er lautet wörtlich „mit ehelichem und unehelichem Kind“.

Kegel stammt vom althochdeutschen kegil, „Knüppel, Pflock“ ab und hatte im Mittelalter die zusätzliche Bedeutung „uneheliches oder lediges Kind“ oder „Bastard“, bzw. „Kind einer Kebse“. Vermutlich entspricht der Begriff ähnlich gewendeten und gleichfalls geringschätzigen Bezeichnungen wie „Bengel, Prügel, Stift“.[3]

Ein Kegel hatte weniger Rechte als ein eheliches Kind, und wurde deshalb auch anders bezeichnet. Der Begriff „Kind“ bezeichnete damals keinen Lebensabschnitt, sondern einen Ehrenstatus, ähnlich dem „Herr“. Nach Ende des Mittelalters ging die soziale Bedeutung der Ehrenhaftigkeit im deutschen Kulturraum allgemein zurück, wobei sich auch der Begriff Kind generalisierte und der Begriff Kegel fast völlig aus der Sprache verschwand. Lediglich das Thüringische kennt den Begriff noch; dort wird ein ungezogenes, flegelhaftes Kind „Keschel“ genannt. Im Hochdeutschen ist nur noch die Redewendung Kind und Kegel erhalten. Im Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es dazu:
„diesz zeugnis reicht übrigens wol ins 13. jh. zurück. doch auch hier erscheint es nicht mehr selbstständig, sondern schon in der verbindung mit kind; diese verbindung, meist ‚kind und kegel‘, ist eine jener formeln, in denen ein sonst erstorbenes wort sich noch lange mit fortschleppt, und diese gerade, die noch heute lebendig ist, wird mit ihrem stabreim bis in die zeit der ältesten alliterierenden dichtung zurückreichen.“

Es folgt ein Beispiel zur Redewendung aus einer um die Lutherzeit stammenden scherzhaften Ansprache an die versammelten Universitätsmitglieder:

„nun hört ir herren alle gemain,
paide grosz und auch klain,
alt, jung, kegel und kind,
alle die hie gesamlet sind.“